Betriebskosten bei einem Einfamilienhaus – Welche Ausgaben sind zu erwarten?
Bauherren oder Hauskäufer in spe machen sich berechtigterweise oft viele Gedanken über die Betriebskosten eines Einfamilienhauses. Schließlich müssen die Finanzen geplant werden und so lohnt es sich, die später zu erwartenden Ausgaben schon vorab einschätzen zu können. Wir erklären, welche Kosten überhaupt zu den Betriebskosten zählen und beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.
Die Betriebskosten – Was gehört überhaupt dazu?
Von Betriebskosten haben zwar die meisten Menschen, die sich mit Hausbau oder -kauf befassen, schon einmal etwas gehört, doch nicht jedem ist bewusst, welche Kosten unter diesem Begriff zusammengefasst werden. Bei einem Einfamilienhaus setzt sich der Betrag für gewöhnlich aus den Grund- und Versorgungskosten zusammen:
Die Grundkosten:
- Grundsteuer
- Kosten für Müllbeseitigung und Straßensäuberung
- Schornsteinfegerkosten
- Kosten für gesetzlich vorgeschriebene Versicherungen, z.B. Gebäude-, Haushalts- und Haftpflichtversicherung
- Kosten für Telefon- und Internetanschluss
- Eventuelle Rücklagen für Sanierungen, Reparaturen und Instandhaltung
Die Versorgungskosten
- Stromkosten
- Heizkosten
- Wasser- und Abwasserkosten
- Eventuell Gaskosten
Während die Grundkosten vergleichsweise berechenbar sind, hängen die Versorgungskosten stark vom individuellen Verbrauch ab.
Gehört die GEZ zu den Betriebskosten?
Auch wenn die meisten deutschen Haushalte GEZ Gebühren bezahlen müssen, werden sie nicht zu den Betriebskosten gerechnet. Das liegt daran, dass in einzelnen Fällen eine Befreiung von der GEZ-Pflicht möglich ist. Außerdem gibt es Sonderfälle, in denen diese Pflicht gar nicht erst anfällt. Wer bereits weiß, dass sein Haushalt GEZ-pflichtig sein wird, sollte diese Gebühr bei der Berechnung der voraussichtlich anfallenden Betriebskosten für sein Einfamilienhaus aber dennoch berücksichtigen.
Was nützt eine Betriebskostenrechnung?
Warum ist es überhaupt sinnvoll, vorab eine Betriebskostenrechnung durchzuführen? Dafür sprechen gleich mehrere Gründe:
Realistische Einschätzung des Bau- oder Kaufvorhabens
Viele Menschen, die von den eigenen vier Wänden träumen, beschäftigen sich vordergründig mit den Kosten, die für den Hauskauf oder -Bau anfallen. Dabei begehen sie den fatalen Fehler, nicht auf die Betriebskosten, die ihr Traumhaus verursachen wird, zu achten. Erst wenn auch diese laufenden und unumgehbaren Kosten, die monatlich und jährlich anfallen, berücksichtigt werden, wird ersichtlich, ob das Vorhaben aus finanzieller Sicht überhaupt gestemmt werden kann.
Finanzielle Planbarkeit
Nur die wenigsten Bauherren und Hauskäufer sind in der glücklichen Lage, keinen Kredit aufnehmen zu müssen. Dann fallen monatliche Raten für die Finanzierung an, die im Alleingang vermutlich mehr oder weniger problemlos abgestottert werden können. Aber Achtung: In den Monaten und Jahren, in denen der Kredit abbezahlt wird, kommt es zu einer Doppelbelastung. Denn nicht nur die Raten für den Kredit wollen bezahlt werden, auch die laufenden Betriebskosten fallen an.
Kosten vorausschauend und effektiv mindern
Einige der Betriebskosten – vor allem der Versorgungskosten – können auf Dauer gemindert werden, wenn beim Hausbau beispielsweise auf eine gute Dämmung, stromsparende Systeme und Möglichkeiten, die den Wasserverbrauch reduzieren, geachtet wird. Diese Optionen schmälern die Betriebskosten langfristig, kosten aber natürlich erst einmal Geld. Hier muss im individuellen Fall entschieden werden, welche Maßnahmen sich lohnen und welche dagegen weniger rentabel sind.
Wir empfehlen Bauherren und Hauskäufern daher dringend, sich die Zeit für eine möglichst fundierte Aufstellung der voraussichtlich entstehenden Betriebskosten ihres Einfamilienhauses zu nehmen. Denn erst wenn feststeht, dass die Kosten für den Bau beziehungsweise den Kauf, die Finanzierungsraten und die Betriebskosten realistisch betrachtet aufgebracht werden können, kann die Sache relativ gelassen und gut durchdacht in Angriff genommen werden
Durchschnittliche Betriebskosten bei einem Einfamilienhaus
Pauschal kann kaum eine Aussage dazu gemacht werden, mit welchen Betriebskosten bei einem Einfamilienhaus gerechnet werden muss. Schließlich unterscheiden sich die Häuser und viele Faktoren wirken sich auf die Höhe der Betriebskosten aus. Während wir im nächsten Absatz genauer auf diese Faktoren eingehen, möchten wir an dieser Stelle eine grobe Einschätzung der Betriebskosten für ein kleines, ländlich gelegenes und erst wenige Jahre altes Einfamilienhaus wagen.
Betriebskostenpunkt |
Betrag pro Monat |
Grundsteuer | 48 € |
Hausratversicherung | 19€ |
Haftpflichtversicherung | 8€ |
Wohngebäudeversicherung | 15€ |
Straßenreinigung & Müllentsorgung | 53€ |
Schornsteinfeger | 10€ |
Internet und Telefon | 33€ |
Strom | 85€ |
Heizung | 90€ |
Abwasser | 44€ |
Rücklagen | 130€ |
Elementarschadenversicherung | 20€ |
Im Gesamten ergeben sich aus dieser beispielhaften Aufstellung monatliche Betriebskosten in Höhe von 555€. Auf ein ganzes Jahr gerechnet kostet der Betrieb dieses fiktiven Einfamilienhauses also 6.660€.
Welche Faktoren beeinflussen die Höhe der Betriebskosten für ein Einfamilienhaus?
Als Bauherr sollte man unsere beispielhafte Betriebskostenrechnung keinesfalls nach dem Motto „Wird schon grob hinkommen“ übernehmen, sondern unbedingt eine separate Rechnung durchführen. Denn, wie bereits erwähnt, wird die Höhe der Betriebskosten von zahlreichen Faktoren beeinflusst, sodass sie potenziell deutlich größere Summen umfassen kann. Diese Aspekte wirken sich auf die Betriebskosten eines Einfamilienhauses aus:
Standort
Ein sehr zentraler Faktor, der unter Umständen eine massive Auswirkung auf die Betriebskosten haben kann, ist der Standort. Je nachdem wo das Einfamilienhaus steht, fallen mehrere Kostenpunkte stärker oder schwächer ins Gewicht. Zum einen beeinflusst der Hebesatz, den die jeweilige Gemeinde erhebt, die Höhe der Grundsteuer. Schließlich ergibt sich die Grundsteuer aus der Multiplikation des Hebesatzes und des Einheitswerts des Hauses. Als Faustregel kann festgehalten werden, dass der Hebesatz in Ballungsgebieten höher ausfällt als in ländlichen, weniger dicht besiedelten Regionen. Zum anderen unterscheiden sich die Gebühren für Müll und Straßenreinigung von Gemeinde zu Gemeinde. Was das Abwasser betrifft, so müssen auch Unterschiede zwischen einzelnen Bundesländern berücksichtigt werden. Außerdem erhöhen sich die Abwassergebühren mit der Länge der Leitungswege zwischen den Häusern. Sprich: Die Wasserversorgung weniger, verstreut liegender Häuser geht mit erhöhten Wartungskosten für die Abwasserverbände einher, was in gesteigerten Abwasserkosten für die Haushalte resultiert. Bei der Berechnung der Betriebskosten für ein Einfamilienhaus muss der Standort des Gebäudes also unbedingt miteinbezogen werden.
Hausgröße
Der Einfluss, den die Hausgröße auf die Betriebskosten hat, liegt eigentlich auf der Hand. Ein größeres Haus verursacht mehr Heizkosten und geht normalerweise mit einem höheren Stromverbrauch einher. Gerade mehrstöckige Häuser müssen zur kalten Jahreszeit mit einem deutlich gesteigerten Energieaufwand beheizt werden, als einstöckige Gebäude, die wenige Räume auf einer vergleichsweise kleinen Fläche beherbergen.
Zustand, Ausstattung und Energieeffizienz
Ein Haus mit hervorragender Energieeffizienz schmälert die Betriebskosten. Technische Lösungen, die zum Beispiel den Stromverbrauch optimieren, reduzieren die diesbezüglichen Kosten, während moderne Ausstattungen und ein guter Zustand ebenfalls einen positiven Effekt haben. Dichte Fenster, fest schließende Türen und eine optimale Dämmung sind nur einige der vielen Aspekte, die dafür sorgen, dass die Betriebskosten niedrig ausfallen. Wer wortwörtlich „zum Fenster hinaus heizt“, darf sich nicht über entsprechend hohe Ausgaben für die Heizung wundern.
Bewohner
Letztendlich spielt auch die Zahl der Bewohner eine Rolle. Die Gebühren für Wasser, Strom, Heizung und Müll steigen, je mehr Personen in einem Haushalt leben. Babys und Kleinkinder können dabei mehr oder weniger vernachlässigt werden. Sie halten sich zumeist im selben Raum auf, in dem sich auch ihre Eltern befinden, nutzen keine zusätzlichen Geräte, die mit Strom betrieben werden, und verursachen vergleichsweise wenig Müll. Anders sieht es bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus.
Wohnverhalten und Lebensstil
Hinzu kommt der Einfluss des persönlichen Wohnverhaltens und des Lebensstils. Wenn sich die Bewohner des Haushalts tagsüber außerhaus aufhalten, kurze Duschen nehmen, anstatt ausgiebig zu baden und konsequent darauf achten, Lampen nicht unnötig brennen zu lassen, schlägt sich dies in niedrigeren Betriebskosten nieder. Wird dagegen ein verschwenderischer, weniger umsichtiger Lebensstil gepflegt und befinden sich zumindest Teile der Bewohnerschaft ganztags im Haus, steigen die Kosten für Strom, Wasser und Heizung.
Wie wird der Einheitswert berechnet?
Der Einheitswert bildet, wie bereits geschildert, in Verbindung mit dem Hebesatz die Grundsteuer. Doch wie wird dieser Wert überhaupt berechnet? Hierfür wird ein recht komplexes Verfahren herangezogen, das im Detail zu beschreiben den Rahmen an dieser Stelle sprengen würde. Auf den Punkt gebracht wird der Einheitswert durch das Herunterrechnen des Hauswerts auf das Jahr 1964 ermittelt.
Das gilt zumindest für die „alten“ Bundesländer. Wird der Einheitswert eines Gebäudes in den neuen Bundesländern errechnet, bezieht sich die Rechnung auf das Jahr 1935. Dahinter steckt das Bemühen, einen Ausgleich zwischen der früheren DDR und der BRD zu schaffen.
Altes vs. neues Einfamilienhaus: Was ist in puncto Betriebskosten günstiger?
Selbst bauen, ein modernes Einfamilienhaus kaufen oder doch ein älteres Objekt erwerben? Welche Option erweist sich in Bezug auf die Betriebskosten besonders günstig? Pauschal kann darauf keine Antwort gegeben werden. Es gilt, immer den konkreten Einzelfall mit all seinen individuellen Gegebenheiten und Umständen zu betrachten. Natürlich ist ein altes Gebäude im Kauf deutlich kostengünstiger als ein Neubau oder ein modernes Einfamilienhaus und auch die Grundsteuer fällt geringer aus.
Auf lange Sicht überwiegen aber häufig die kostspieligen Nachteile: Alte Häuser sind in aller Regel weniger energieeffizient. Außerdem muss mit erheblich höheren Kosten für die Renovierung, Wartung und Instandhaltung gerechnet werden. Es empfiehlt sich, die Vorteile hinsichtlich der Grundsteuer und des Kaufpreises dem höheren Kostenaufwand an anderen Stellen gegenüberzustellen. So lässt sich abschätzen, ob sich der Kauf eines alten Objektes im Einzelfall lohnt.
Tipps: Betriebskosten bei einem Einfamilienhaus reduzieren
Wer diese beiden Tipps beherzigt, kann die Betriebskosten für sein Einfamilienhaus kurz- und langfristig reduzieren:
Achtsamer Umgang mit Ressourcen
Zu aller erst sollte man sich einen achtsamen Umgang mit Ressourcen angewöhnen. Man sollte zum Beispiel das Licht ausschalten, wenn man einen Raum verlässt, den Fernseher nicht auf stumm laufen lassen, stoßlüften, die Waschmaschine nur anschmeißen, wenn sie wirklich voll ist, und nicht mehr Zeit als nötig unter der laufenden Dusche verbringen.
Energieeffizienz steigern
Je nach Budget kann sich das Ergreifen von Maßnahmen, die die Energieeffizienz des Hauses steigern, langfristig auszahlen. Wer beispielsweise in gut schließende, mehrfach verglaste und dichte Fenster investiert, spart langfristig Heizkosten ein.