Bedeutung der Bezeichnungen
Bei der Dachkonstruktion werden viele Bezeichnungen verwendet. So nennt man den obersten Abschluss von einem Steildach Dachfirst oder einfach First. An dieser Stelle treffen die Dachflächen aufeinander. Das Gegenstück dazu ist die Traufe. Damit ist der unterste Abschluss der geneigten Dachflächen gemeint, wo das Entwässerungssystem des Daches (Dachrinnen) angebracht ist. Bei der geneigten Dachfläche nennt man die seitlichen Abschlüsse auch Ortgang.
Die Hölzer der Dachkonstruktion haben ebenfalls eigene Bezeichnungen. Da sind zum einen die Längsbalken, welche parallel zum Dachfirst und zur Traufe verlaufen. Diese werden als Pfetten bezeichnet. Schmale Holzbalken, welche senkrecht und parallel zum Ortgang auf den Pfetten befestigt werden, werden als Sparren bezeichnet. Diese Sparren tragen später die Dachhaut.
Mit Konterlattung ist die Längseinlattung auf der Unterdeckung gemeint. Dadurch können Unebenheiten ausgeglichen werden. Die Unterdeckung kann aus einer diffusionsoffenen Folie bestehen. Sie wird als zweite Ableitebene und als Winddichtung auf den Sparren befestigt. Durch die Konterlattung wird die Belüftung unter der Dacheindeckung sichergestellt. Um die Dacheindeckung zu befestigen, wird die Traglattung benötigt. Es handelt sich hierbei um eine Quereinlattung. Bei nicht selbst tragenden Dacheindeckungen aus Schiefer oder Metall kommt die Dachschalung anstatt der Lattung zum Einsatz.
Welche Dachformen gibt es?
Auch wenn das Satteldach in Deutschland sehr weit verbreitet ist, gibt es noch eine Reihe von weiteren Dachformen, die wir im Folgenden gerne näher erläutern möchten.
Satteldach
Wie bereits erwähnt, ist in Deutschland diese Dachform sehr oft zu finden. Architektonisch sehr einfach gehalten schützt es dennoch das Mauerwerk darunter sehr gut. Für eine Photovoltaik Anlage bzw. eine Solarthermie kann das Satteldach genutzt werden, wenn die Ausrichtung stimmt. Im Nachhinein ist es möglich, Gauben einzubauen, sodass die vorhandene Wohnfläche effizient genutzt werden kann. Die Anschaffungskosten sind hierbei moderat und die Instandhaltungskosten sind während der gesamten Lebensdauer gering.
Beim Satteldach gibt es unterschiedliche Dachneigungen:
30 Grad oder weniger – Flachsatteldach
45 Grad – Winkeldach oder neudeutsche Variante eines Daches
60 Grad – altfränkisches Dach, sofern die Fläche des Giebels ein gleichseitiges Dreieck darstellt
62 Grad oder mehr – gotisches Dach oder altdeutsches Dach
Die Dachkonstruktionen werden in den meisten Bebauungsplänen vorgeschrieben.
Flachdach
Hier handelt es sich um die wohl einfachsten Dachkonstruktionen. Bautechnisch muss bei dieser Dachform jedoch eine Hürde überwunden werden. Üblicherweise beträgt die Dachneigung beim Flachdach 1,1 bis 2,9 Grad. Dies reicht jedoch nicht aus, um Regenwasser einfach abfließen zu lassen. Dies ist ein Grund, warum Dachdecker bei dieser Dachform sehr sorgfältig arbeiten müssen. Es darf nicht die kleinste Lücke in der Abdeckung verbleiben.
Das Flachdach hat für viele Bauherren Vorteile, denn Dachschrägen können dadurch vermieden werden. Dadurch kann der Wohnraum effizient genutzt werden. Somit kann gesagt werden, dass bei keiner anderen Dachform so viel Wohnfläche realisierbar ist. Gerade bei kleinen Grundstücken bietet das Flachdach viele Optionen, denn es kann sehr gut als Terrasse oder gar als Garten genutzt werden.
Vorteil sind hierbei die sehr geringen Anschaffungskosten. Jedoch sollte bedacht werden, dass die Instandhaltungskosten höher sind als bei anderen Dachformen.
Pultdach
In Fachkreisen wird das Pultdach auch als Sheddach bezeichnet. Das flache Dach hat dabei einen Neigungswinkel von mehr als 10 Grad. Da es sich beim Pultdach um eine einfache Steildachform handelt, ist es recht günstig zu realisieren. Für Photovoltaik Anlagen eignet sich das Pultdach sehr gut, denn im Vergleich mit anderen Dachformen bietet es die größte Dachfläche, die zur Sonne hin ausgerichtet werden kann.
Die Anschaffungskosten ähneln denen eines Satteldachs, wobei die Instandhaltungskosten etwas höher sind.
Vom Sheddach ist dann die Rede, wenn mehrere Pultdächer ähnlich wie die Zähne einer Säge in Reihe angeordnet sind. Eine solche Form, die nicht wirklich zeitgemäß ist, kommt in erster Linie bei Hallenbauten vor.
Zeltdach
Das Zeltdach wird oft auch als Walmdach bezeichnet. Das Besondere dabei ist, dass es an allen vier Gebäudeseiten geneigte Flächen gibt. Giebelflächen sind somit nicht vorhanden. Die Dachkonstruktion wird so stabiler und die Außenwände darunter sind besser geschützt. Allerdings ist diese Dachkonstruktion teurer als andere.
Beim Zeltdach gibt im Gegensatz zum Walmdach keinen Dachfirst, welcher nur entsteht, wenn das Haus einen quadratischen Grundriss hat, also die vier Außenmauern gleich lang sind.
Die Anschaffungskosten bewegen sich im mittleren Bereich und die Instandhaltungskosten sind niedrig. Das Dach sorgt für einen mediterranen Flair und bietet eine gute Isolierung des Wohnraums, weil der Dachraum separat liegt. Allerdings kann der Dachraum nicht als Wohnfläche genutzt werden. Ist die Dachneigung gering, kann es zu Problemen mit der Entwässerung kommen. Im Übrigen ist die Dachform nicht für Regionen mit hoher Schneelast geeignet.
Schleppdach
Beim Schleppdach gehen die Dachflächen weit über die Außenwände des Gebäudes. Allerdings können auch andere Dachformen so erweitert werden. Dabei lässt sich die Fläche unter dem Schleppdach als Carport, Hauseingang oder als Lagerfläche nutzen.
Sowohl die Anschaffungskosten als auch die Instandhaltungskosten sind niedrig. Die Konstruktion ist einfach und unkompliziert. Sie kann gut als Erweiterung zu einem bestehenden Dach hinzugefügt werden, denn sie passt sich gut der Ästhetik des Hauses an. Durch die vergrößerte Dachfläche kann das ganze erdrückend wirken. Zudem geht viel Lichteinfall für Räume unter dem Schleppdach verloren.
Mansarddach
Bei dieser Dachkonstruktion sind die Dachflächen im unteren Bereich abgeknickt. Dadurch lässt sich der Platz unter dem Dach durch einen Dachausbau besser nutzen. Gerade bei großen Mehrfamilienhäusern ist diese Dachform oft zu finden. Bei einem Einfamilienhaus wurde das Mansarddach realisiert, wenn Vollgeschosse höher besteuert wurden als Dachgeschosse. Da eine solche Steuer heute nicht mehr üblich ist und baurechtlich kein Unterschied besteht, wird in Bauordnungen von einem Vollgeschoss gesprochen, wenn zwei Drittel der Fläche eine bestimmte Raumhöhe haben. Nichtsdestotrotz wirkt das Mansarddach bei einem Einfamilienhaus sehr hochwertig. Aus diesem Grund ist die Realisation einer solchen Dachkonstruktion aus teurer als ein einfaches Schleppdach.
Bauherren muss bewusst sein, dass die Dämmung kostenintensiv ist und sich Photovoltaik Anlagen nur schwer umsetzen lassen. Die Dämmung kann hier einen Großteil der Kosten des Dachs ausmachen.
Übrigens handelt es sich bei einem Mansardwalmdach um eine Mischung aus Walmdach und Mansarddach. Hier haben alle vier Hausseiten eine geneigte Dachfläche.
Krüppelwalmdach
Beim Krüppelwalmdach entsteht eine trapezförmige Giebelfläche am Haus. Dadurch sind die gewalmten Dachflächen deutlich kleiner als die übrigen Dachflächen. Die Wohnfläche unter dem Dach wird bei dieser Dachform niedriger. Mit Gauben kann hier jedoch Abhilfe geschaffen werden.
Auch wenn die Instandhaltungskosten niedrig sind, so sind die Anschaffungskosten hoch. Vorteilhaft sind neben der stilvollen Optik die hohe Stabilität und die gute Raumnutzung. Das Dach ist wind- und regenresistent und hält auch hohe Schneelasten aus. Jedoch ist die Konstruktion aufwändig.
Fußwalmdach
Hierbei handelt es sich um eine Mischung aus Walmdach und Satteldach. Auf der Giebelseite ist ein kleiner Giebel wie bei einem Satteldach vorhanden. Dieser geht in die Dachfläche des Walmdachs über. Diese Dachform ist sehr häufig im asiatischen Raum zu finden.
Auch wenn die Anschaffungskosten hoch sind, so sind die Instandhaltungskosten niedrig. Das Fußwalmdach schützt die Hauswände von allen Seiten, bietet eine interessante Optik und ermöglicht Fenster an den Giebelseiten. Allerdings ist die Konstruktion sehr aufwändig und es gibt Schwachpunkte am Übergang vom Giebel zum Dach.
Tonnendach
Die gewölbte Dachform ist unverkennbar, denn sie ähnelt einer halbierten liegenden Tonne. Die Dachform eignet sich sehr gut, wenn größere Flächen überspannt werden müssen. Daher findet man sie sehr oft bei Bahnhöfen, Markthallen, Bauernhöfen und Industrieanlagen.
Die Anschaffungskosten sind hoch, während die Instandhaltungskosten mit mittel zu bezeichnen sind. Das Dach ist auch ohne Zwischensäulen sehr stabil, kann begrünt werden und bietet viel Wohnraum mit ansprechender Optik. Jedoch ist die Dachdeckung deutlich limitiert, denn Ziegel sind vielfach nicht möglich. In vielen Bebauungsplänen wird diese Dachform nicht erlaubt und Solaranlagen lasen sich nur schwer umsetzen.
Kreuzdach
Auf den ersten Blick gleicht das Kreuzdach zwei Satteldächern, die im rechten Winkel zueinanderstehen. Allerdings ist die Konstruktion sehr aufwändig, was sich auch bei den Anschaffungskosten bemerkbar macht.
Vorteil ist, dass der Dachraum sich gut nutzen lässt und eine schöne sowie harmonische Optik von außen bietet. Bei dichter Bebauung oder bei komplizierten Grundstücken bietet sich diese Dachkonstruktion an. Jedoch ist das Dach nur bei rechteckigem Grundriss zu realisieren. Bauherren sollten wissen, dass das Dach eine hohe Schadensanfälligkeit hat, die sich gerade in den Kehlen zeigt.
Nurdach
Häuser mit einem solchen Dachaufbau, wie die Nurdachhäuser, werden oft auch als Finnhütten bezeichnet. Dabei reichen die beiden Dachflächen vom Dachfirst bis zum Erdboden. Die Konstruktion eignet sich für ein Singlehaus oder ein Ferienhaus, denn die Wohnflächen sind recht klein. Die Konstruktion ist einfach und es muss keine Schneelastberechnung vorgenommen werden. Zusätzlich ist das Entwässerungssystem einfach gehalten. Der Dachaufbau eignet sich sehr gut für Photovoltaik Anlagen und für Solarthermien. Im Inneren des Hauses müssen die Möbel speziell angefertigt werden und größere Menschen stoßen sich leicht den Kopf an sogenannten Kopfstoßfallen an.
Weitere Dachformen
Neben den vorgestellten Dachformen gibt es noch eine Reihe von anderen Dacharten. Dazu zählen:
Welche Dachform ist die Beste für mich?
Bei der Vielzahl der vielen Dachformen, fällt die Entscheidung nicht wirklich leicht. Jede Dachform hat ihre Eigenheiten, Vorteile und Funktionalitäten. Jedoch müssen Bauherren wissen, dass nicht jedes Dach überall erlaubt ist. Dazu kommt, dass sich die Kosten je nach Variante deutlich unterscheiden.
Bei einem Neubau sind viele Dachformen im Rahmen eines Bebauungsplanes möglich. Sowohl Architekt als auch Bauherr können hier die gestalterischen Spielräume nutzen.
Bei einer notwenigen Dachsanierung, bleibt meistens die vorhanden Form erhalten. Entscheidend dafür sind meist die anfallenden Kosten.