Mythos kurze Bauzeit – Nicht wirklich bei Ausbauhäusern
Gerade die vermeintlich kurze Bauzeit ist für viele Bauherren besonders wichtig, wenn Sie die Absicht hegen, ein Fertighaus-Ausbauhaus zu bauen. Die Bauherren denken dann, nachdem ihr Fertighaus aufgestellt wurde, dass sie anschließend einzelne Gewerke in Eigenregie ausführen, statt diese vom Hausanbieter machen zu lassen. Dabei vergessen sie, dass sie in der Regel wesentlich mehr Zeit zum Ausbau benötigen, als ein Profi, der das täglich macht. Alleine für den Trockenbau braucht eine Ausbaufirma, die sich darauf spezialisiert hat, mit fünf Leuten erfahrungsgemäß 10 bis 14 Tage. Möchten Sie als Bauherrenpaar alles an Ihren Wochenenden machen, können Sie sich ja ausrechnen, wie lange Sie in etwa brauchen. Und danach folgen ja noch Elektro, Heizung, Sanitär, Estrich, Fliesen oder Parkett (oder bei ganz knappen Budget Laminat oder Vinyl), Schornstein, Kamin, Türen, Maler- und Verputzarbeiten und eben noch die Endmontage mit anschließender Endreinigung. Viel Spass. Wer dann noch Kraft übrig hat, kann dann ja noch gerne im Keller oder im Garten weitermachen. Denn ob Zaun setzen, Zufahrt pflastern usw. – die Arbeit hört einfach nicht auf.
Wer es bis hier hin noch nicht begriffen hat, hier die kurze Version des oben genannten, etwas anschaulicher erklärt: Fertighaus- als auch Steinhausunternehmen brauchen für ein durchschnittliches kleines Haus bis 150 m2 nach Rohbauerstellung ziemlich genau 3 Monate. Ist das Fertighaus bzw. das Massivhaus circa 175 m2 bis 200 m2 groß, brauchen die Hausbauer ungefähr 4 Monate. Also ein Unternehmen, dass sich darauf spezialisiert hat und davon lebt, etwas schnell fertig zu bekommen und sich jahrelang auf Effizienz getrimmt hat, braucht für alles ab Rohbaufertigstellung 3-4 Monate. Wie lange werden Sie wohl brauchen, wenn Sie zu zweit versuchen, so eine Herkulesaufgabe zu stemmen? Selbst wenn Sie noch Ihren kompletten Urlaub zu Verfügung haben, die 2 x30 Tage reichen in der Regel nie.
Unabhängig von der Zeit, die Sie nicht haben, zahlen Sie am Ende wesentlich mehr als jeder andere Bauherr. Denn: die Hausbaufirmen haben feste Partner für die ganzen Gewerke und zahlen ganz andere Preise als Sie. Sie sind mit Ihrem Ausbauhaus-Hausbau für jeden Handwerker / Unternehmer, der Sie unterstützen soll, nämlich nur ein Einmalgeschäft. Sehr wahrscheinlich zahlen Sie schon mal den doppelten Preis für Ihre Heizung bzw. den normalen Marktpreis. Der Hausanbieter hingegen, der 50, 100 oder sogar 1000 Heizungen einkauft, bekommt diese für viel bessere Konditionen. Und da alle Hausanbieter großem Wettbewerb ausgesetzt sind (schauen Sie sich mal an, wie viele Anbieter es gibt. Alleine in den großen Musterhausparks sitzen über 60 Firmen), kann hier keine Firma mit Mondpreisen arbeiten. Sondern der günstige Einkauf wird, wenn ein Bauherr schlüsselfertig bestellt, oft zu attraktiven Konditionen weitergegeben.
Wenn im Kaufvertrag keine exakt definierten Lieferzeiten vereinbart sind, kann es durchaus vorkommen, dass Sie ab einem bestimmten Zeitpunkt Bereitstellungszinsen an die Bank zahlen müssen. Müssen diese Zahlungen dann zumeist parallel zur Miete gezahlt werden, ist unter Umständen der gesamte Vorteil, der durch die erbrachte Eigenleistung generiert wurde, ebenfalls wieder dahin. Sollte dieser Fall also eintreten, können Sie Ihr Haus dann gleich schlüsselfertig bauen lassen. Dies ist also einer der Gründe, warum ein gute Vorbereitung so wichtig ist.
“Ein Ausbauhaus ist wie eine leere Leinwand: Der Rohbau steht, aber der Feinschliff liegt in den Händen des Bauherrn. Es bietet die Freiheit, das eigene Zuhause Stück für Stück selbst zu gestalten und dabei Kosten zu sparen – allerdings erfordert das eine klare Planung und handwerkliches Geschick. Denn wo man selbst Hand anlegt, ist Präzision gefragt, damit das Endergebnis nicht nur individuell, sondern auch solide ist.” – Tobias Beuler, Bausachverständiger.