Welche Arten des Baustellenablaufplans gibt es?
Wie bereits erwähnt, kann das Bauzeitenplan erstellen sowohl manuell als auch mit verschiedenen Software-Programmen erfolgen. Bauleiter eines professionellen und größeren Bauvorhabens werden in der Regel zu den Software-Lösungen greifen, da diese auch eine komplexe Baudokumentation mit entsprechendem Fachwissen ermöglichen. Wir haben uns die verschiedenen Arten näher angeschaut.
Balkendiagramm
Mithilfe einer Excel-Liste kann der Bauablauf relativ einfach dokumentiert werden. In einem solchen Balkendiagramm werden der Beginn, das Ende und die Dauer der einzelnen Arbeitsschritte bzw. Arbeiten vom Bauleiter kalendarisch, zum Beispiel anhand von Kalenderwochen, dargestellt. Sehr lange handelt es sich bei dieser Form des Bauablaufs um die klassische Baudokumentation. Allerdings bietet ein solcher Baustellenablauf nur eine grobe Übersicht über den zeitlichen Verlauf, sodass dieser sich eher für einfache Bauvorhaben eignet.
Wichtig beim Balkendiagramm ist es, dass es übersichtlich und vollständig dargestellt wird. So kann der Auftraggeber den Bauablauf in kürzester Zeit lesen und verstehen. Zudem können alle am Bau Beteiligten, die für sie nötigen Informationen zur Durchführung der Aufgaben entnehmen und umsetzen.
GANTT-Diagramm
Ähnlich wie beim Balkendiagramm werden beim GANTT-Diagramm die Phasen des Bauablaufs kalendarisch dargestellt. Dies geschieht in Form von Balken, die auf einer Zeitachse die einzelnen Elemente darstellen. Zusätzlich zeigt dieser Bauablauf die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Arbeitsschritten und Meilensteinen auf. In vielen Fällen wird das GANTT-Diagramm mit einem Kapazitätenplan gekoppelt. So lassen sich Auslastung bzw. Überlastung der Mitarbeiter, Material und Maschinen deutlich erkennen. Der Bauleiter kann so auf einen Blick erkennen, wie lange ein Arbeitsschritt dauert und bis wann er erledigt sein muss, damit er mit dem Projekt nicht in Verzug gerät.
Im Übrigen können Bauleiter mit dem GANTT-Diagramm auch Vorhaben planen, die etwas komplexer als einfache Bauprojekte sind. Nicht umsonst zählt das GANTT-Diagramm zu den weit verbreiteten Projektmanagement-Tools in der Baubranche. Es bietet nicht nur leicht verständliche, sondern auch effiziente und visuelle Möglichkeiten, die verschiedene Aufgaben zu organisieren und mit anderen Beteiligten zu kommunizieren.
Zu den nützlichen Informationen rund um das GANTT-Diagramm zählen:
Abhängigkeiten – Bei der Abhängigkeit handelt es sich um eine Aufgabe, die nicht eher beginnen kann, bevor die vorherige Aufgabe abgeschlossen ist. Ein einfaches Beispiel dazu: Beim Hausbau kann das Dach nicht eher gebaut werden, bevor die Arbeiten um die Wände abgeschlossen sind.
Ressourcen – Für jede Phase des Projekts können die Ressourcen aufgelistet werden. Vollkommen egal, ob es dabei um Material, Ausrüstung oder die Arbeiter geht. Somit können alle, die für die Beschaffung der Ressourcen verantwortlich sind, Geräte, Materialien und Arbeiter rechtzeitig bestellen.
Meilensteine – Das GANTT-Diagramm kann im Bauwesen die wichtigsten Meilensteine (Schritte) einteilen. Dazu zählen unter anderem die Entwurfsphase, die Grundsteinphase, die Bauphase, die Abschlussphase, die Übergabe oder jeder andere x-beliebige Meilenstein.
Aktueller Status – Mit dem GANTT-Diagramm im Bauwesen kann zu jederzeit erkannt werden, wie weit die Bauausführung bzw. der Baufortschritt fortgeschritten ist, sodass der Bauablaufplan bei Bedarf von der Bauleitung nachjustiert werden kann und somit das Risiko der Verzögerung sinkt.
Netzplan
Der Netzplan als Bauablaufplan bietet sich in erster Linie für sehr große oder komplexe Bauvorhaben an. Der Netzplan wird mithilfe einer Software, ausgehend von den Strukturplänen, entwickelt. Im Vergleich zum GANTT-Diagramm, welches sich in erster Linie um die zeitlichen Abhängigkeiten kümmert, werden beim Netzplan alle Abhängigkeiten inklusive Kosten und benötigter Ressourcen zueinander erfasst. Somit werden mit dem Netzplan die Beziehungen logisch dargestellt. Grundsätzlich wird jeder auf der Baustelle mit Beginn und Ende sowie der sich daraus ergebenden Dauer festgehalten. Da sich einzelne Baufortschritte verzögern können, wird für jeden Vorgang der früheste und der späteste Zeitpunkt festgelegt. Durch die permanente Fortschreibung der Daten liefert der Netzplan einen exakten Überblick über den Projektstand. Dies hilft dem Bauleiter und dem Auftraggeber, die grundlegende Struktur des Bauprojekts zu erfassen und dies zu überprüfen. Um einen Netzplan zu erstellen, muss ein entsprechendes Fachwissen vorhanden sein.
Typische Herausforderungen und Lösungen
Kaum ein Bauleiter kann es sich leisten die Fertigstellung eines Gebäudes ohne Zeitdruck abzuschließen. Das Gegenteil ist eher der Fall, denn die Anforderungen an die Bauleitung steigen und die Deadlines werden immer knapper gesetzt. Dies macht es unmöglich, dass die verschiedenen Bauarbeiten auf der Baustelle im vorgegebenen Zeitrahmen abgeschlossen werden können. Kommen zu den erwähnten Herausforderungen weitere, wie etwa schlechte Witterungsbedingungen oder Lieferengpässe bei Materialien hinzu, wird klar, dass ein Bauwerk nicht zum vereinbarten Termin abgeschlossen werden kann. Ursachen, die einen Bauablauf stören können, können von verschiedenen Seiten ausgelöst werden. Dazu zählen unter anderem:
Auftraggeber – Baugenehmigung steht nicht rechtzeitig zur Verfügung; es fehlen Pläne oder die Leistungsbeschreibung ist unzureichend. Auftraggeber verlangen permanent kurzfristige Änderungen oder es fehlt eine entsprechende Bauüberwachung.
Auftragnehmer – Nötige Leistungen werden falsch eingeschätzt bzw. der Beginn des Bauvorhabens verspätet sich. Es steht zu wenig Personal und zu wenig an Maschinen und Geräten zur Verfügung, sodass auch die Arbeit von Nachunternehmen unzuverlässig wird.
Höhere Gewalt – Unvorhersehbare Wetterbedingungen oder seltene Ereignisse wie zum Beispiel eine Naturkatastrophe, ein Streik, Vandalismus oder Diebstahl verzögern den Beginn der Arbeiten.
Sicherlich kann der Bauablaufplan nicht die Ursachen ändern, doch Bauleiter haben die Möglichkeit, dadurch Engpässe frühzeitig zu erkennen und bei der Vergabe von Gewerken zu berücksichtigen. Wenn früh und schnell gegengesteuert wird, ist es durchaus möglich, den ursprünglichen Zeitplan einzuhalten.
Best Practices und Tipps
Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einer Störung kommen, sollten Bauleiter folgendes beherzigen:
Störung in den Zeitplan mit aufnehmen. So lassen sich die Auswirkungen auf das Gesamtprojekt besser einschätzen und die Planung eventuell anpassen.
Störungen im Bautagebuch dokumentieren, da diese oft Auslöser für einen Rechtsstreit sein können.
Kommt es zu einem Rechtsstreit, dann ist in jedem Fall das Bautagebuch als Beweismittel zu nutzen.
Nachfolgend noch ein paar Tipps zum reibungslosen Bauablauf:
Bauzeitplan erstellen und stets aktuell halten
Zeitpuffer einplanen
Baufortschritt in regelmäßigen Abständen überprüfen (z.B. bei einer Rohbaukontrolle)
Auf gute Kommunikation mit allen Beteiligten Wert legen
Dokumentation lückenlos führen
Mit digitalen Baustellen-Tools arbeiten
Auftretende Störungen sorgfältig dokumentieren
Fazit zum Bauzeitenplan
Umfangreiche Gesetzesvorgaben und europäische Baunormen sorgen dafür, dass Bauprojekte in der heutigen Zeit deutlich komplexer sind als noch vor wenigen Jahren. Gerade das Zeit- und Kostenmanagement hat aufgrund der steigenden Baupreise an Wichtigkeit gewonnen. Werden Fertigstellungsfristen überschritten oder der vertraglich festgelegte Kostenrahmen nicht eingehalten, dann drohen dem Bauleiter empfindliche Vertragsstrafen. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, dass das gesamte Bauvorhaben vom ersten Tag an gut strukturiert und übersichtlich geführt wird. So lassen sich Verzögerungen und Nachträge vermeiden bzw. stark beschränken.
Mit modernen und cloudbasierten Lösungen können Architekten diese Ziele leichter umsetzen und somit die Kundenzufriedenheit steigern. Des Weiteren können alle am Bau Beteiligten in Echtzeit über den Ist-Zustand rund um das Bauwerk informiert werden, sodass teure Still- und Leerlaufzeiten vermieden werden können. Dies sorgt für eine Verbesserung der Kooperation und des Arbeitsklimas auf der Baustelle.