Warum wird serielles Bauen nachgefragt?
Baukosten und Bauzeiten lassen sich deutlich senken, wenn Module oder bestimmte Teile im Vorfeld in Serie gefertigt werden. Der Kostenfaktor spielt immer mehr eine wichtige Rolle, da die Nachfrage nach Wohnraum im günstigen und mittleren Preissegment deutlich steigt und die Wohnungswirtschaft reagieren muss, um der Wohnungsnot entgegenzuwirken. Außerdem kosten die Montagestunden eines Arbeiters im Werk nur 50% gegenüber der Montagestunde auf der Baustelle. Diese Vorfertigung leistet also einen großen Beitrag für jeden Bauherren.
Diese Bauweise lohnt sich sowohl für Mehrfamilienhäuser mit Mietwohnungen und den Geschosswohnungsbau in Großstädten sowie für Wohnungsunternehmen, aber auch für größere Siedlungen mit zahlreichen Einfamilienhäusern. Der gesetzte Rahmen kann also nicht groß genug sein, weil sich gerade dann die Stärken ausspielen.
Die Bauteile können witterungsabhängig produziert werden, da serielles Bauen in Werkshallen auch im Winter stattfinden kann, während auf der Baustelle der Betrieb aufgrund von Regen oder Minusgraden ruhen muss.
Der Staat hat daher bereits 2017 begonnen, vermehrt in serielles Bauen zu investieren. Es wird davon ausgegangen, dass sich so der Bedarf an Wohnraum, aufgeteilt in rund 60.000 Wohnungen im freien Wohnungsmarkt und rund 80.000 Wohnungen im geförderten Bereich abdecken lässt. Mit seriell gefertigten Wohnbauten ist ein erster Schritt auf dem Weg in Richtung Lösung des Wohnraumproblems und der Wohnungsnot getan.
Damit der Plattenbau nicht wieder auflebt, wird zum Beispiel großer Wert auf architektonische sowie städtebauliche Qualität gelegt. Schließlich soll es den Deutschen in Ihren späteren Mietobjekten auch gefallen.
Senkung der Baukosten pro Wohnung
Die Baukosten pro Mietwohnung oder Wohngebäude sollen sinken. Wie lässt sich das ohne Abstriche in der Qualität beim Bau bewerkstelligen? Wie bekommt man sinkende Preise und eine hohe Qualität im Mittel hin? Auf diese Fragen und Inhalte wollen wir auf den nächsten Seite bzw. den nächsten Absätzen genauer eingehen.
Die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit Klara Geywitz fördert mit ihrer Wohnraumoffensive serielles Bauen. Ein wesentlicher Grund hierfür war, dass der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW) schon 2018 erkannte, dass durch das serielle Bauen sich schneller Mietwohnungen erstellen lassen. Es wurden daraufhin mit verschiedenen Firmen eine Rahmenvereinbarung getroffen. So konnten interessierten Wohnungsbauunternehmen nicht nur in Deutschland Vorschläge gemacht werden, die sich bis zum Ziel realisieren ließen.
Laut dem Staat sollten die Möglichkeiten des seriellen Bauens unterstützt werden, wenn klar ist, dass dies zu einer Kostensenkung pro Wohnung oder Wohngebäude führt.
Lösung des Wohnraumproblems
Die Bauindustrie (HDB), die Architektenkammer und der Bund waren sich schnell einig. Es wurden alle verfügbaren Kräfte in einer Art Wohnbauoffensive gebündelt, sodass sich ein Konzept mit Rahmenvertrag entwickeln ließ, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Sicherlich ist serielles Bauen kein Wundermittel im Kampf gegen die Wohnungsnot. Wohnraum wird unweigerlich teurer werden. Dies liegt an den Preisen für Grundstücke, den fehlenden Fachkräften sowie den steigenden Kosten für Baumaterial. Dies bedeutet, dass die angestrebte Bauweise nur einen Teil der Gesamtkosten ausmacht. Weiter darf nicht vergessen werden, dass jedes Bundesland seine eigene Bauordnung hat. Ein Gebäude, das in BW den Vorgaben entspricht, muss in SH nicht genehmigt werden. Lokale Anpassungen kosten nicht nur Zeit, sondern auch Geld.
Sollen pro Jahr rund 400.000 neue und bezahlbare Wohnungen entstehen, bedeutet dies für die Bundesbauministerin Klara Geywitz noch viel Arbeit.
“Serielles Bauen verbindet Effizienz mit Kostensicherheit – eine moderne Antwort auf den steigenden Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum.” – Tobias Beuler, Bausachverständiger
Vor- und Nachteile des seriellen Bauens
Vorteile des seriellen Bauens
- Verkürzung der Bauzeit – Dank der unterzeichneten Rahmenvereinbarung können Teile der Projektausschreibung, des Vergabeprozesses und der Planung entfallen. Dies sorgt für eine Verkürzung der Baustellenzeiten. Dadurch, dass viele Bauelemente industriell in Vorfertigung entstehen, lässt sich die Bauzeit von Gebäuden verkürzen.
- Geringere Baukosten – Durch die Serienanfertigung werden die einzelnen Bauteile kostengünstiger.
- Reduzierung von Lärm und Bauschmutz – Anwohner haben den Vorteil, dass Arbeiten auf der Baustelle schneller abgeschlossen werden, was damit zu weniger Lärm und Bauschmutz in den Wohngebieten der Städte führt.
- Prozessoptimierung – Behördliche Abstimmungsprozesse können optimiert werden. Dies bedeutet, dass vielfach die Ausführungsplanung standardisiert werden kann. Somit lassen sich großformatige Bauteile mit deutlich weniger Planung realisieren.
- Effizienter Ressourceneinsatz – Da ganze Raumteile industriell vorgefertigt werden, können die benötigten Ressourcen deutlich effizienter eingesetzt werden.
- Emissionsreduzierung und positive Folgen für die Umwelt – Mehr als 60 % der natürlichen Ressourcen werden von der Bauindustrie verbraucht. Beim seriellen Bauen kann auf den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen gesetzt werden. Des Weiteren werden die Baustoffe auf Aspekte der Wohngesundheit überprüft. Insgesamt werden beim seriellen Bauen so wenig als möglich Ressourcen verbraucht.
Nachteile des seriellen Bauens
- Problem der Nachverdichtung und damit verbundene Zusatzkosten – So vielversprechend serielles Bauen auch klingen mag, die Knappheit von Bauland wird damit nicht aufgehoben. Muss physischer Platz für serielles Bauen geschaffen werden, bedeutet dies, dass ältere und intakte Gebäude abgerissen werden müssen. Gerade die daraus resultierende Nachverdichtung erfordert individuelle Lösungen und eine hohe Flexibilität. Die serielle Planung kann bei der Nachverdichtung nur bedingt eingesetzt werden, was oft mit hohen Zusatzkosten und diversen Anpassungen verbunden ist.
- Mangel an gestalterischer Vielfalt – Jede Serienherstellung weist einen Mangel an gestalterischer Vielfalt auf. Selbst bei qualitativen hochwertigen Standards lässt sich eine Gleichförmigkeit bei den Bauelementen nicht vermeiden. Außer, man bringt einen “Spin” mit ein, den aber nur sehr gute Fertighausunternehmen zu einem faieren Preis umsetzen können
Serielle und modulare Bauweisen – Was sollen sie bringen?
Serielles Bauen bedeutet nichts anderes wie die Abkehr von der Einzelfertigung hin zur Serienfertigung nach Prototypen. Dies muss aber nicht bedeuten, dass komplette Gebäude in Serie gebaut werden müssen. Hier überwiegt modulares Bauen. Es werden bestimmte Gebäudemodule gefertigt, die dann später auf der Baustelle zu verschiedenen Gesamtgebäuden zusammengebaut werden. Gebäude können so Unikate sein, auch wenn sie aus seriellen Modulen entstanden sind.
Das serielle Bauen erstreckt sich im Gegensatz modulares Bauen nicht nur auf das Bauverfahren und die Bauweise. Es kommen auch andere Bereiche des Bauprozesses zum Tragen. Dazu gehören die Planung, die Koordination, der Transport, die Logistik und die Produktion.