Immer mehr Menschen möchten Energie sparen, da dies sowohl die Umwelt als auch den eigenen Geldbeutel schont. Im Rahmen der Klimaschutzabkommen und den verschiedenen Energieeinsparverordnungen ist es auch dem Gesetzgeber wichtig, dass die Verbraucher sparsam mit den vorhandenen Ressourcen umgehen. Es soll immer mehr auf erneuerbare Energie gesetzt werden. Damit der Energiebedarf planbar bleibt und nachvollziehbar reduziert werden kann, sind verlässliche Werte wichtig. Aus diesem Grund ist immer öfter die Rede vom Primärenergiebedarf, mit dem Hausbesitzern klare Grenzwerte zum Energieverbrauch an die Hand gegeben werden. Doch was ist der Primärenergiebedarf und wie errechnet er sich?
Was versteht man unter Primärenergiebedarf (Qp)?
Wird in Deutschland ein neues Haus gebaut, dann darf es gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) den maximalen Jahres-Primärenergiebedarf nicht überschreiten. Gleiches gilt auch für Sanierungen. Beides spielt zwar zur Erläuterung des Primärenergiebedarfs keine Rolle, dennoch war es uns wichtig, dies zu erwähnen.
Der Jahres-Primärenergiebedarf (Qp) wird in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) angegeben. Die Kilowattstunde ist eine gängige Einheit, um den Stromverbrauch zu messen. Eine Kilowattstunde gibt an, wieviel Energie ein Gerät mit einer Leistungsaufnahme bzw. Leistungsabgabe von 1.000 Watt in einer Stunde verbraucht.
Beim Primärenergiebedarf eines Hauses geht es nicht um den Stromverbrauch der einzelnen privat genutzten Geräte (Waschmaschine, Herd usw.), sondern laut EnEV um den Verbrauch für Heizung, Warmwasser und Klimatisierung. Dazu gerechnet werden muss auch der Aufwand zur Gewinnung, zur Aufbereitung, Speicherung, Transport und Bereitstellung des jeweiligen Energieträgers. Ein anschauliches Beispiel hierzu ist, dass für einen Liter Heizöl, bevor dieser zur Verfügung steht, Rohöl gefördert, zur Raffinerie transportiert, raffiniert und zum Verbraucher geliefert werden muss. Kurz gesagt kostet die Herstellung von Energie ebenfalls Energie. Je weniger erneuerbar die Quelle ist, umso teurer wird es.
Um den Primärenergiebedarf zu ermitteln, wird der messbare Verbrauch einer Immobilie mit dem Primärenergiefaktor unter Berücksichtigung der beteiligten Energieträger multipliziert. Mit Energieträgern sind Strom, Gas oder Heizöl gemeint. Der Faktor der Primärenergie wurde bereits 2002 im Rahmen der EnEV von der Bundesregierung ins Leben gerufen.
Jede Immobilie hat einen eigenen Maximalverbrauch, da jedes Haus andere Voraussetzungen mitbringt. Somit wird eine frei stehende Villa mehr Energie verbrauchen als ein Reihenhaus in Mittellage.
Welche Primärenergiearten gibt es?
Zu den Primärenergiearten zählen Steinkohle, Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Wasser, Wind, Solarenergie, Biomasse, Erdwärme, Meereswärme und Gezeitenenergie. Durch Aufbereitung in Kraftwerken oder in Raffinerien wird aus den Primärenergiearten die Endenergie (Sekundärenergie) hergestellt.
Ist Deutschland ist Erdöl mit 29 % die wichtigste Primärenergieart. Danach kommen Kohle mit 25 % und Erdgas mit 23 %. Der verbleibende Rest verteilt sich auf Biomasse mit 7 %, Wasserkraft mit 6 % und Kernkraft mit 4 %. Die restlichen Anteile werden durch Windkraft mit 3 %, Solarenergie mit 2 % und sonstige mit 1 % gedeckt.
Was ist der Unterschied zwischen Primär- und Endenergiebedarf ?
Beim Endenergiebedarf geht es um die tatsächlich verbrauchte Energie in einem Haus. Dagegen zeigt der Primärenergiebedarf an, wie viel Energie aufgebracht werden muss, um eine bestimmte Menge an Endenergie in einem Gebäude einzusetzen.
Der Primärenergiebedarf wird berechnet, indem der Endenergiebedarf mit dem entsprechenden Primärenergiefaktor des eingesetzten Energieträgers multipliziert wird. Dabei berücksichtigt der Faktor der Primärenergie die Energiemenge, welche zur Gewinnung, Umwandlung und den Transport bis in das Gebäude benötigt wird.
Vereinfacht kann gesagt werden, dass der Endenergiebedarf keine verlässliche Information gibt, wie viel Energie in eine nutzbare Kilowattstunde hineingesteckt wurde und wie viel auf dem Transport verloren ging. Somit ist der Primärenergiebedarf im Grunde der ehrliche Kennwert. Er ist bei der reinen Nutzung von erneuerbarer Energie größer als der Endenergiebedarf.
Wie wird Primärenergiebedarf berechnet?
Um den Primärenergiebedarf zu berechnen, muss der Endenergiebedarf mit dem jeweiligen Faktor der Primärenergie vom Energieträger multipliziert werden.
Primärfaktoren
Die Tabelle verdeutlicht die verschiedenen Primärenergiefaktoren im nicht erneuerbaren Anteil.