Primärenergiebedarf

Erfahrungen & Bewertungen zu Tobias Beuler

Immer mehr Menschen möchten Energie sparen, da dies sowohl die Umwelt als auch den eigenen Geldbeutel schont. Im Rahmen der Klimaschutzabkommen und den verschiedenen Energieeinsparverordnungen ist es auch dem Gesetzgeber wichtig, dass die Verbraucher sparsam mit den vorhandenen Ressourcen umgehen. Es soll immer mehr auf erneuerbare Energie gesetzt werden. Damit der Energiebedarf planbar bleibt und nachvollziehbar reduziert werden kann, sind verlässliche Werte wichtig. Aus diesem Grund ist immer öfter die Rede vom Primärenergiebedarf, mit dem Hausbesitzern klare Grenzwerte zum Energieverbrauch an die Hand gegeben werden. Doch was ist der Primärenergiebedarf und wie errechnet er sich?

Was versteht man unter Primärenergiebedarf (Qp)?

Wird in Deutschland ein neues Haus gebaut, dann darf es gemäß der Energieeinsparverordnung (EnEV) den maximalen Jahres-Primärenergiebedarf nicht überschreiten. Gleiches gilt auch für Sanierungen. Beides spielt zwar zur Erläuterung des Primärenergiebedarfs keine Rolle, dennoch war es uns wichtig, dies zu erwähnen.

Der Jahres-Primärenergiebedarf (Qp) wird in Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr (kWh/m²a) angegeben. Die Kilowattstunde ist eine gängige Einheit, um den Stromverbrauch zu messen. Eine Kilowattstunde gibt an, wieviel Energie ein Gerät mit einer Leistungsaufnahme bzw. Leistungsabgabe von 1.000 Watt in einer Stunde verbraucht.

Beim Primärenergiebedarf eines Hauses geht es nicht um den Stromverbrauch der einzelnen privat genutzten Geräte (Waschmaschine, Herd usw.), sondern laut EnEV um den Verbrauch für Heizung, Warmwasser und Klimatisierung. Dazu gerechnet werden muss auch der Aufwand zur Gewinnung, zur Aufbereitung, Speicherung, Transport und Bereitstellung des jeweiligen Energieträgers. Ein anschauliches Beispiel hierzu ist, dass für einen Liter Heizöl, bevor dieser zur Verfügung steht, Rohöl gefördert, zur Raffinerie transportiert, raffiniert und zum Verbraucher geliefert werden muss. Kurz gesagt kostet die Herstellung von Energie ebenfalls Energie. Je weniger erneuerbar die Quelle ist, umso teurer wird es.

Um den Primärenergiebedarf zu ermitteln, wird der messbare Verbrauch einer Immobilie mit dem Primärenergiefaktor unter Berücksichtigung der beteiligten Energieträger multipliziert. Mit Energieträgern sind Strom, Gas oder Heizöl gemeint. Der Faktor der Primärenergie wurde bereits 2002 im Rahmen der EnEV von der Bundesregierung ins Leben gerufen.

Jede Immobilie hat einen eigenen Maximalverbrauch, da jedes Haus andere Voraussetzungen mitbringt. Somit wird eine frei stehende Villa mehr Energie verbrauchen als ein Reihenhaus in Mittellage.

Welche Primärenergiearten gibt es?

Zu den Primärenergiearten zählen Steinkohle, Braunkohle, Erdöl, Erdgas, Wasser, Wind, Solarenergie, Biomasse, Erdwärme, Meereswärme und Gezeitenenergie. Durch Aufbereitung in Kraftwerken oder in Raffinerien wird aus den Primärenergiearten die Endenergie (Sekundärenergie) hergestellt.

Ist Deutschland ist Erdöl mit 29 % die wichtigste Primärenergieart. Danach kommen Kohle mit 25 % und Erdgas mit 23 %. Der verbleibende Rest verteilt sich auf Biomasse mit 7 %, Wasserkraft mit 6 % und Kernkraft mit 4 %. Die restlichen Anteile werden durch Windkraft mit 3 %, Solarenergie mit 2 % und sonstige mit 1 % gedeckt.

Was ist der Unterschied zwischen Primär- und Endenergiebedarf ?

Beim Endenergiebedarf geht es um die tatsächlich verbrauchte Energie in einem Haus. Dagegen zeigt der Primärenergiebedarf an, wie viel Energie aufgebracht werden muss, um eine bestimmte Menge an Endenergie in einem Gebäude einzusetzen.

Der Primärenergiebedarf wird berechnet, indem der Endenergiebedarf mit dem entsprechenden Primärenergiefaktor des eingesetzten Energieträgers multipliziert wird. Dabei berücksichtigt der Faktor der Primärenergie die Energiemenge, welche zur Gewinnung, Umwandlung und den Transport bis in das Gebäude benötigt wird.

Vereinfacht kann gesagt werden, dass der Endenergiebedarf keine verlässliche Information gibt, wie viel Energie in eine nutzbare Kilowattstunde hineingesteckt wurde und wie viel auf dem Transport verloren ging. Somit ist der Primärenergiebedarf im Grunde der ehrliche Kennwert. Er ist bei der reinen Nutzung von erneuerbarer Energie größer als der Endenergiebedarf.

Wie wird Primärenergiebedarf berechnet?

Um den Primärenergiebedarf zu berechnen, muss der Endenergiebedarf mit dem jeweiligen Faktor der Primärenergie vom Energieträger multipliziert werden.

Primärfaktoren

Die Tabelle verdeutlicht die verschiedenen Primärenergiefaktoren im nicht erneuerbaren Anteil.

Energieträger Kategorie Primärenergiefaktor
Heizöl fossile Brennstoffe 1,1
Erdgas fossile Brennstoffe 1,1
Flüssiggas fossile Brennstoffe 1,1
Steinkohle fossile Brennstoffe 1,1
Braunkohle fossile Brennstoffe 1,2
Biogas biogene Brennstoffe 1,1
Bioöl biogene Brennstoffe 1,1
Holz biogene Brennstoffe 0,2
Strom netzbezogen 1,8
Strom gebäudenah erzeugt 0,0
Strom Verdrängungsstrommix 2,8

Die Energieträger Erdwärme, Erdkälte, Geothermie, Solarthermie, Umgebungswärme, Umgebungskälte und Abwärme haben einen Primärenergiefaktor von 0,0.

Energieeffizienzmaßnahmen zur Reduzierung des Primärenergiebedarfs

Der Primärenergiebedarf kann reduziert werden, indem beim Hausbau Dämmstoffe zum Einsatz kommen. Diese können Energieverluste nachweislich reduzieren, da die Gebäudehülle einen großen Einfluss auf die Energiebilanz des Hauses hat.   Durch Dämmstoffe sowie lufthaltigen Fassaden und Raumschichten können die Heizenergieverluste verringert und mehr Sonnenwärme gewonnen werden.

Gleichzeitig hat der Gesetzgeber das Gebäudeenergiegesetz deutlich verschärft. Während bis Ende 2022 noch 75 % Primärenergieverbrauch bei einem Neubau erlaubt waren, sind es jetzt nur noch 55 % eines Referenzgebäudes. Wer eine staatliche Förderung erhalten möchte, sollte diesen oder gar noch einen besseren Wert beim Hausbau erzielen. Am besten funktioniert dies mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien, die einen niedrigen Primärenergiefaktor haben.

Primärenergiebedarf im Kontext des Klimawandels

Der Klimawandel wird immer deutlicher spürbar. Um ihn zu verlangsamen, denn stoppen funktioniert nicht und sich gleichzeitig unabhängiger von den Energieimporten aus anderen Ländern zu machen, müssen Gebäude deutlich weniger Energie verbrauchen. Nach Möglichkeit sollte auch auf erneuerbare Energie gesetzt werden.

Aus diesem Grund gilt seit 2020 das Gebäudeenergiegesetz (GEG), nach dem insbesondere Privatpersonen beim Neubau eines Hauses wichtige Punkte beachten müssen. Im GEG wird ein maximaler Jahres-Primärenergiebedarf festgesetzt. Aus diesem Grund hat der Primärenergiebedarf auch bei der Nutzung von zahlreichen staatlichen Förderprogrammen einen wichtigen Stellenwert. Vielfach wird ein Darlehen oder ein Zuschuss nur gewährt, wenn ein bestimmter Primärenergiebedarf nicht überschritten wird. Nichtsdestotrotz sollte ein niedriger Energieverbrauch auch immer im eigenen Interesse liegen, denn dadurch wird der Geldbeutel geschont.

Fazit zum Primärenergiebedarf

Für Hausbesitzer ist der Primärenergiebedarf der deutlich relevantere und umfassenderer Kennwert. Aus diesem Grund wird der Primärenergiebedarf auch als gesetzliche Vorgabe bei Neubauten verwendet. Diese Vorgaben werden immer strenger, damit Hausbesitzer sich in noch größerem Maße von den erneuerbaren Energien überzeugen lassen, um den Primärenergiebedarf zu senken. Aktuell werden mit entsprechenden Förderprogramme finanzielle Anreize gesetzt, damit die Baufamilien sich um den Primärenergiebedarf mehr Gedanken machen und sich in der Folge für erneuerbare Energien entscheiden. Alle Werte rund um den Primärenergiebedarf können in der Energieeinsparverordnung (EnEV) und im Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz nachgelesen werden. Dies schont auf der einen Seite den Geldbeutel und auf der anderen Seite auch die Umwelt.

Autor Tobias Beuler

Aktualisiert: 05.06.2021

social icon social icon social icon

Newsletter Anmeldung

Als Experte für den Fertighausbau widmet sich Tobias Beuler, der Gründer von Fertighausexperte, allen Fragen rund um Ihr Bauprojekt.

Technisch ausgebildet von der HWK, kaufmännisch ausgebildet von der IHK und weitergebildet im WBZ der Universität St. Gallen sowie vom Bundesverband deutscher Fertigbau, begleitet Tobias Beuler seit 2000 europaweit den Auf- und Ausbau von Fertighäusern. Nachdem er jahrelang selbst auf Baustellen tätig war, bietet er sein Insiderwissen über Fertighausexperte.com seit 2018 an, um Andere bei Ihren Fertigbauprojekten zu unterstützen und ist in TV und Print als Bauexperte bekannt.


Auf unserer Website erhalten Sie kostenlose Tipps rund rum den Fertighausbau und können auf Wunsch eine individuelle Betreuung Ihres Bauprojekts buchen. Unsere Experten helfen Ihnen u. a. beim Prüfen von Angeboten und Baubeschreibungen oder dem Optimieren von Werkverträgen, damit Sie Baurisiken mindern können. Zudem besuchen wir Baustellen vor Ort und führen bspw. Rohbaukontrollen durch oder begleiten Hausabnahmen.

Holen Sie sich professionelle Unterstützung und verhindern Sie Bauzeitverzögerungen, Mängel oder lästige Diskussionen um Schadensersatzansprüche. Wir helfen Ihnen.

Shop - Unsere 4 Bestseller

Rohbaukontrolle Haus Produktbild

1.499,40  inkl. MwSt.

Mehr Informationen zu Fertighäusern und weiteren Themen

Wenn Sie sich noch unsicher sind, ob diese Bauform, die richtige für Sie ist, empfehlen wir Ihnen sich noch weitere Artikel und Erfahrungsberichte auf unserer Homepage durchzulesen. Der Fertighausexperte hat mehrere Bauvorhaben begleitet und kann daher einen ausführlichen Einblick in Fertighaus-Welt geben. Auf der Startseite finden Sie im Menü eine Übersicht zu den weiteren Berichten.

Buchempfehlung

Bau keinen Scheiss

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * gekennzeichnet.

Post comment