Autor: Tobias Beuler - Fertighausexperte
Kategorie: Fertighaus Anbieter
Datum: 29. Mai 2023
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Inhaltsverzeichnis
Mit Lehmputz kann sich jeder die Natur ins Haus holen. Lehm ist einer der ältesten Baustoffe und wird schon seit Jahrtausenden aufgrund seiner Eigenschaften verwendet. Aufgrund eines steigenden Umweltbewusstseins erfreut sich Lehmputz einer immer größer werdenden Beliebtheit. Wir haben uns Lehmputz mal etwas genauer angeschaut und möchten auf seine Anwendung, Verarbeitungsmöglichkeiten und die ökologischen Aspekte näher eingehen.
Was ist Lehmputz?
Beim Lehmputz handelt es sich um einen Wand- und Deckenputz, der sowohl im Innen- als auch im Außenbereich verwendet werden kann. Der Einsatz von Lehmputz gehört zu den ältesten Bautechniken der Menschheit und erfreut sich heute wieder großer Beliebtheit.
Der Rohstoff Lehm ist seit jeher weit verbreitet, leicht verfügbar und lässt sich einfach verarbeiten.
Erstmals wurde Lehmputz in Mitteleuropa an den Häusern der ungarischen Körös-Kultur nachgewiesen. Seit Ende des 20. Jahrhunderts rückt Lehmputz als natürlicher Lehmbaustoff immer mehr in das Zentrum der Aufmerksamkeit von Bauherren, Architekten und Innenausstattern. Gerade bei der Gestaltung von Innenräumen sowie bei Außenwänden wird mit Lehmputz durch spezielle Anwendungsformen eine dekorative Wirkung erzielt.
Wie wird der Lehmputz hergestellt?
Bei Lehm handelt es sich um eine Mischung aus Sand, Schluff und Ton. Lehm entsteht in der Natur entweder durch Verwitterung von Fest- und Lockergesteinen oder durch die unsortierte Ablagerung der erwähnten Bestandteile.
Lehm ist einer der ältesten Baustoffe auf der Welt. Je nach Entstehung wird unterschieden zwischen Berglehm, Gehängelehm, Geschiebelehm aus Gletschern, Lösslehm und Auenlehm aus Flussablagerungen.
Lehmputze können sowohl fertig gekauft als auch selbst hergestellt werden. Ähnlich wie andere Putze ist Lehmputz nichts anderes als eine Zusammensetzung aus Sand und Lehm. Je nach Einsatzzweck und Bedarf wird diese Mischung mit faserigen Zuschlagstoffen wie zum Beispiel Flachsschäben, Hanffasern, Kälberhaaren oder Strohhäcksel sowie anderen Zutaten vermischt. Dies erfolgt wahlweise mit einem Mischer bei großen Mengen oder einfach mit einem Handrührgerät.
Lehmputze können sowohl mit trockenem Baulehm (Lehmpulver) als auch mit erdfeuchtem Baulehm (Grubenlehm) hergestellt werden. Das Lehmpulver wird mit Wasser aufgeschlämmt, bevor die faserigen Zuschlagstoffe untergemischt werden. Es wird nur so viel Wasser dazugegeben, dass der Lehmputz „gut von der Kelle geht“. Aus diesem Grund muss das Wasser immer vorsichtig dosiert werden. Wird erdfeuchter Baulehm verwendet, benötigt man entsprechend weniger Wasser.
Vorteile von Lehmputz gegenüber anderen Putzarten
Nicht nur die Natürlichkeit von Lehmputz zählt zu den Vorteilen im Vergleich mit zahlreichen anderen Putzarten.
Wände im Innenbereich, die mit Lehmputzen gestaltet werden, bieten unter anderem bauphysikalische Vorteile. Lehmputze nehmen nicht nur Zigarettenrauch und Ausdünstungen, sondern auch Schadstoffe aus der Raumluft, die in Form von Verpackungsmaterialien in die Räumlichkeiten gebracht werden. Des Weiteren regulieren Lehmputze die Feuchtigkeit, sodass bereits eine Putzschicht von 5 mm ausreicht, um im Badezimmer Spiegel nach dem Duschen nicht mehr beschlagen zu lassen. Lehmputz kann die entstehende Luftfeuchtigkeit schneller aufnehmen als ein herkömmlicher Gipsputz. Bei Bedarf wird die Feuchtigkeit aus dem Lehmputz wieder an die Umgebung abgegeben. Lehmputz reguliert die Luftfeuchtigkeit in den Räumen auf 40 bis 55 %, was für ein angenehmes Raumklima sorgt. Liegt die Luftfeuchtigkeit für längere Zeit unter 30 %, können Augen, Nase, Haut und Schleimhäute austrocknen. Die Folgen sind neben Reizhusten auch Bindehautentzündungen sowie ein erhöhtes Risiko für Erkältungen. Bei einer Luftfeuchtigkeit von mehr als 70 % wird dies als schwül und stickig empfunden. Zudem steigt die Gefahr der Schimmelbildung in den Räumen. Schadstoffe, die der Lehmputz bereits gebunden hat, werden nicht wieder freigegeben. Für die Gesundheit ist dies von Vorteil. An dieser Stelle muss auch erwähnt werden, dass ökologischer Lehmputz komplett auf künstliche Zusatzstoffe verzichten kann.
Die Vorteile und Eigenschaften des Lehmputzes kurz zusammengefasst:
Absorbiert Schadstoffe
Reguliert Feuchtigkeit
verbessert das Raumklima
“Lehmputz verbindet Natur mit Funktion – er reguliert die Luftfeuchtigkeit und sorgt für ein angenehmes Raumklima, hat aber auch einige Nachteile.” – Tobias Beuler, Bausachverständiger.
Bietet viele gestalterische Möglichkeiten
leichte Verarbeitung – auch für Anfänger
Frei von künstlichen Zusatzstoffen
Für fast jeden Untergrund geeignet
Bietet viele gestalterische Möglichkeiten
Nacharbeiten sind jederzeit möglich
Verschiedene Arten von Lehmputz und ihre Anwendungsbereiche
Lehmunterputz – Ideal als Unterputz und als Grobputz für alle Anwendungsbereiche
Universallehmputz – Ein Alleskönner, der als Unterputz, Grobputz, Oberputz und als Feinputz verwendet werden kann.
Lehmoberputz – Ein vielfältig verwendbarer Oberputz und Feinputz.
Lehmputz kann sowohl auf Mauerwerk als auch auf Holz sowie in Kombination mit einer Wandheizung und als Innendämmung verwendet werden.
Anwendung und Verarbeitung von Lehmputz
Lehmputz kann je nach Verarbeitung unterschiedlich eingesetzt werden. Im Folgenden die wichtigsten Anwendungen und die Verarbeitung des Lehmputzes.
Grundputz – Er dient als Unterputz und wird in einer Stärke von 5 bis 35 mm aufgetragen. Die Regelstärke liegt bei 12 bis 15 mm.
Einlagenputz – Hierbei beträgt die Schichtstärke nur 7 bis 10 mm. Der Putz kann sowohl mit der Hand als auch mit der Maschine aufgetragen werden.
Feinputz – Es handelt sich hier um einen Oberputz mit einer Schichtstärke von 5 mm, der sehr oft zusätzliche Bindemittel enthält. Die Oberfläche wird gerieben oder geglättet.
Spachtelputz – Er enthält Gesteinsmehle oder Feinsande sowie zusätzliche Bindemittel. In Schichtstärken von wenigen Millimetern wird dieser Putz manuell als Dekorputz aufgetragen.
Tonputz – Kann händisch oder mit der Maschine in Schichtstärken von 1 bis 30 mm aufgetragen werden. Aufgrund seiner cremigen Konsistenz ähnelt die Verarbeitung dem Gipsputz.
Lehmschlämme – Wird mit einer Quaste aufgetragen.
Streichputz – Handelsübliche Bezeichnung für Lehmschlämme, die es als Fertigmischung im Sack gibt.
Ökologische Aspekte von Lehmputz und nachhaltiges Bauen
Wer nachhaltig bauen möchte, der kommt um die ökologischen Aspekte des Lehmputzes nicht herum. Lehm ist ein uraltes Baumaterial mit einer ökologischen Zukunft und bietet für das klimaneutrale und nachhaltige Bauen die besten Grundvoraussetzungen. Es handelt sich bei Lehm um einfache Erde mit Anteilen von Tonmineralien, die weltweit in allen Böden verfügbar sind. Der Lehmputz kann zu 100 % recycelt werden und findet so seine Wiederverwendung. Im Gegensatz zu Zement muss Lehm nicht gebrannt, sondern nur getrocknet werden, sodass er einen zu 85 %. Geringeren Primärenergiebedarf hat. Dementsprechend gut fällt auch die CO₂-Bilanz aus.
Fazit zum Lehmputz
Lehmputz gilt als Inbegriff für einen intelligenten und biologischen Baustoff. Der Putz besteht nur aus biologisch abbaubaren Stoffen, kann kompostiert werden und landet so nicht wie viele andere chemische Putze auf dem Sondermüll. Als Naturbaustoff kann Lehm Luftfeuchtigkeit und Wärme aufnehmen und sie bei Bedarf wieder abgeben. Dies sorgt für ein gesundes Wohnklima mit einer besonderen Wohnatmosphäre.
Lehmputz hat aber nicht nur Vorteile. Bauherren sollten auch die Nachteile kennen. Wesentliche Nachteile können bei Verarbeitung, Trocknung und Verwendung direkt an der Wand auftreten. Durch eine nicht fachgerechte Anbringung kann es zu Rissen im Lehm kommen. Weitere Nachteile von Lehmputz sind die geringe Härte des Materials, sodass die Wand sehr weich ist. Um die Nachteile des Lehmputzes auszugleichen, sollte bei Unklarheiten immer ein Innungsmaler um Rat gefragt werden.
Als Experte für den Fertighausbau widmet sich Tobias Beuler, der Gründer von Fertighausexperte, allen Fragen rund um Ihr Bauprojekt.
Technisch ausgebildet von der HWK, kaufmännisch ausgebildet von der IHK und weitergebildet im WBZ der Universität St. Gallen sowie vom Bundesverband deutscher Fertigbau, begleitet Tobias Beuler seit 2000 europaweit den Auf- und Ausbau von Fertighäusern. Nachdem er jahrelang selbst auf Baustellen tätig war, bietet er sein Insiderwissen über Fertighausexperte.com seit 2018 an, um Andere bei Ihren Fertigbauprojekten zu unterstützen und ist in TV und Print als Bauexperte bekannt. Mit seinem Buch “Bau keinen Scheiss” ist er seit Juli 2024 auch Spiegel Bestseller Autor.
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