1. „Demnächst gibt es eine Preiserhöhung“ und „Sichern Sie sich die alten Preise.“
werden Sie ganz oft im Musterhaus hören. Was der Hausverkäufer wirklich meint: ich brauche dringend ihre Unterschrift, damit ich an die Hausbaufirma die nächste Provisionsrechnung schicken kann. Um dieses Ziel zu erreichen, versuche ich, freundlich Druck auf sie auszuüben.
2. „Alle, die mit Wettbewerber XY gebaut haben, haben es hinterher bereut.“
Was der Hausverkäufer wirklich meint: die anderen Hausbauer, die Sie mit in der engeren Wahl haben, sind im Grunde genauso gut wie wir, was sich auch am ähnlichen Preis mit ähnlicher Ausstattung feststellen lässt. Darum versuche ich mal, die Konkurrenz schlecht zu machen, damit ich besser dastehe.
3. „Das macht man bauseits“ oder „Das ist kein Standard“
Was der Hausverkäufer wirklich meint:
„Man“ macht das nicht bauseits, sondern „Sie“ „müssen“ das bausteins machen, denn Sie haben gar nicht genug Kohle, um mit uns Ihr Haus zu bauen. Damit Sie trotzdem den Vertrag unterschreiben, rede ich Ihnen jetzt Leistungen aus, damit Sie trotzdem mit mir bauen, obwohl ich der falsche Partner bin. Ich hoffe, meine Strategie geht auf und Sie werden nicht stutzig, weil ein Verkäufer je eigentlich Umsatz machen soll, anstatt davon abzuraten.
4. „Haben Sie schon ein Grundstück?“
Was der Hausverkäufer wirklich meint:
Ich bin selbstständiger Handelsvertreter und werde ausschließlich und zu 100% auf Provisionsbasis bezahlt. Sicher arbeite ich nicht umsonst und investiere wertvolle Zeit in einen Möchtegernbauherren, der noch gar kein Grundstück hat.
5. „Wie groß ist ihr Grundstück?“
Was der Hausverkäufer wirklich meint:
Ist mir eigentlich egal, ich verkaufe schon ein passendes Haus. Mit dieser Fangfrage will ich nämlich nur feststellen, ob sie mich nicht angelogen haben, damit ich Sie berate. Kein Grundstück – keine Kekse.
6. „Wir bauen alles – übriges am besten“
Was der Hausverkäufer wirklich meint:
Ja, unsere Hausbaufirma hat jetzt keine einheitliche Architektursprache, wenig Profil sowie keinen hohen Wiedererkennungswert – und außerdem sind wir völlig austauschbar mit unseren Wettbewerbern, aber genau das verkaufe ich Ihnen jetzt als den ultimativen Vorteil. Übriges werde ich Ihnen sowieso ein Aktionshaus anbieten müssen, weil sie vermutlich gar nicht die Kohle haben, ein Haus frei planen zu lassen. Und dann nehmen Sie eben doch die Dachneigung, den Kniestock und den Grundriss, den ich Ihnen vorgebe.
7. „Wann möchten Sie einziehen?“
Was der Hausverkäufer meint:
Eine bessere lustigere Gesprächseröffnung fällt mir leider nicht ein. Auch wenn ich den Spruch schon 1000 mal gebracht habe, hoffe ich, das Sie trotzdem mitlachen, weil Sie hören ihn ja zum ersten Mal.
8. „Mit was für einem Budget planen Sie denn?“
Was der Hausverkäufer wirklich meint:
Pass mal auf, wenn du dir mein Haus nicht leisten kannst, versuche ich ganz schnell, dich los zu werden. Ich will schließlich nicht umsonst beraten. Sollte das Budget allerdings nur etwas zu wenig sein, werde ich trotzdem dafür sorgen, dass du unterschreibst. Man kann ja auch nachfinanzieren. Das wird zwar ganz schön teuer – aber nur für dich.
9. „Auf der Baustelle geht nichts schief. Wir sind immer für Sie da – versprochen.“
Was der Hausverkäufer wirklich meint:
Also mit „versprochen“ meine ich eigentlich, dass es sich um einen Versprecher handelt. Darum sage ich auch bewußt „wir“ sind für Sie da. Damit meine ich nämlich die Kollegen, die wirklich für XY Haus arbeiten und die später für Sie zuständig sind. Ich bin nämlich raus aus der Nummer, sobald Sie bei mir unterschrieben haben. Oder haben Sie schon mal einen Handelsvertreter mit Zollstock und Wasserwaage auf der Baustelle gesehen, der guckt, ob der Estrich auch wirklich gerade ist? Und nur mal so nebenbei: die Kollegen, die sich später um Mängel und Gewährleistung kümmern, sind genauso überlastet wie die Klimaanlagen der deutschen Bahn im Sommer – aber das finden Sie selbst noch früh genug raus. Hauptsache, Sie kommen mir jetzt nicht mir Rücktrittsrechten und Vertragszusätzen von Fertighausexperte.
Ein Kommentar
Bereits nach dem ersten Besuch in einem Musterhauspark habe ich die Hälfte dieser Sätze gehört. Sehr wahr und unterhaltsam, eine Wohltat wie dieser Artikel geschrieben ist und vor allem die direkte und nüchterne Art.